Anamnese:
Allgemein:
-
50-jährige Frau
-
voll orientiert
-
normale Konstitution
-
Patientin sei seit einer Woche sehr müde, habe seit drei Tagen
leichtes Fieber und nun auch noch dezente Atemnot, weshalb sie jetzt
zu Ihnen gekommen ist
Frage: An
welche Differenzialdiagnosen denken Sie bei subakutem Fieber und
Atemnot?
Differenzierung
der Beschwerden:
Sie
habe noch nie solche Beschwerden gehabt. Einen Auslöser könne sie
nicht benennen. Sie habe vor vier Wochen eine Erkältung gehabt.
Vegetative
Anamnese:
Die
Patientin ist leicht unruhig. Sie fühle sich allgemein unwohl. Sie
klagt weiterhin über Anfälle von Herzrasen, selbst wenn sie sehr
müde ist. Sie schlafe derzeit sehr viel. Husten oder Auswurf habe
sie nicht.
Vorerkrankungen:
Es
sei nur ein leichtes Asthma bekannt.
Medikamenten-
und Suchtanamnese:
Sie
nehme keine Medikamente, rauche nicht und trinke wenig Alkohol.
Reiseanamnese:
Sie
sei in den letzten Monaten nicht verreist.
Sozioökonomische
Anamnese:
Sie
sei verwitwet, aber es gehe ihr so weit gut. Sie arbeite als
Angestellte im öffentlichen Dienst und sei mit ihrer Arbeit
zufrieden.
Familienanamnese:
Ihr
Großvater sei an einem Herzinfarkt gestorben. Ihr Vater habe
Bauchspeicheldrüsenkrebs gehabt, diesen jedoch bis jetzt überlebt.
Befund:
Allgemeines:
-
Patientin sieht blass aus
-
Temperatur: 38,5 Grad Celsius (rektal)
Herz-Kreislauf:
-
Herzfrequenz: 50/min
-
Blutdruck: 110/70
-
EKG: AV-Block I. Grades
Ein
kniffliger Fall. Frage: Welche Differenzialdiagnose vermuten Sie am ehesten?
(zur
Auflösung bitte scrollen)
Erläuterung
zum Fallbeispiel "Myokarditis"
Hierbei
handelt es sich um eine knifflige Symptomatik, welche allerdings zu
diesem Krankheitsbild passt. Die Myokarditis verläuft oft
asymptomatisch. Auch ist sie oft nicht wirklich gefährlich. Aber es
gibt eben Ausnahmen. Und deshalb wird dieses Fallbeispiel hier auch
behandelt.
Bei
der Myokarditis handelt es sich, wie der Name schon sagt, um eine
Entzündung des Herzmuskels. Sie verläuft zumeist akut oder subakut;
in der Regel klingt sie vollständig von selbst wieder ab. Die
typischen Leitsymptome (, welche ja alles in allem recht unspezifisch
sind) sind in diesem Fallbeispiel alle zu finden. Die Patientin hat
mäßiges Fieber, fühlt sich schwach, verspürt leichte Atemnot.
Beachtenswert sind die Anfälle von Herzrasen, welche in Ruhe
beginnen. Dies ist ein relativ typischer Befund für die Myokarditis.
Auch die durchgemachte Erkältung im Zusammenhang mit der derzeitigen
Symptomatik sollte hellhörig machen. Oft gehen Infektionen der
oberen Atemwege mit Myokarditiden einher, verlaufen allerdings meist
ohne Symptome und heilen komplett wieder ab. Prinzipiell können alle
Erreger, welchen den menschlichen Körper zu befallen vermögen, eine
Myokarditis auslösen, allerdings spielen Coxsackieviren eine
besondere Rolle, da sie überdurchschnittlich häufig im Zusammenhang
mit dieser Erkrankung stehen. Der AV-Block I. Grades, welcher im
Befund genannt wird, ist als Alarmsignal bei Verdacht auf Myokarditis
zu sehen, denn Herzrhythmusstörungen in Zusammenhang mit einer
Myokarditis sind als ein schwer verlaufender Fall zu werten, da dann
ein plötzlicher Herztod droht, auch wenn dieser nicht zu häufig
vorkommt.
In
diesem Fallbeispiel ist die Reiseanamnese explizit erwähnt, da sie
in jede Fiebersymptomatik gehört.
Allgemein
kann man noch erwähnen, dass bei der Myokarditis folgende
Komplikationen drohen: eine Herzinsuffizienz, eine Perimyokarditis
(eine kombinierte Entzündung von Peri- und Myokard, wenn die
Infektion also auf den Herzbeutel übergreift) und/oder eine
dilatative Kardiomyopathie (, welche ihrerseits auch zu einer
Herzinsuffizienz führen kann).
Die
Therapie bei symptomatisch verlaufenden Myokarditiden besteht aus
strenger körperlicher Schonung und medikamentöser Stabilisierung
der Herzleistung. Bei Nachweis bakterieller Erreger kommt eine
zielgerichtete Antibiotikatherapie dazu.
Eine
große Bedeutung hat bei der Myokarditis die Rezidivprophylaxe, da
Rezidive sehr häufig vorkommen und oft schwerer verlaufen als die
Ersterkrankung.
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